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Leben im Hier und Jetzt – zwei intensive Monate auf der Intensivstation

Leben im Hier und Jetzt – zwei intensive Monate auf der Intensivstation

Tja, unser Leben ist nun ein völlig anderes als noch zwei Blogeinträge zuvor.

Zwei Monate ist es nun schon her, dass dieses kleine Wunder unser Leben so komplett auf den Kopf gestellt hat. Seit genau zwei Monaten und zwei Tagen, um genau zu sein, findet unser Leben zur Hälfte auf der Säuglings-Intensivstation statt. Die andere Hälfte verbringe ich hauptsächlich damit Milch abzupumpen (ich nenne es liebevoll Melken), über Babys zu reden, bürokratische Dinge vor mir herzuschieben, all den lieben Leuten zu antworten, die uns die ganze Zeit mit positiver Energie versorgen und vieles mehr. Dabei kann ich mich zum Essen und Schlafen noch nicht einmal in meine eigene Wohnung zurückziehen, welche ich aber auch noch babygerecht einrichten müsste. Ich weiß um Himmels Willen nicht, wie ich da noch Zeit für andere Dinge haben soll, wie zum Beispiel ein regelmäßiges Liebesleben…

Ganz ehrlich, selbst wenn ich das bisschen Zeit ‘mehr’ noch hätte, ich würde sie am liebsten mit Leevi verbringen… oder eher fürs Schlafen verwenden… Denn das ist zur Zeit echter Luxus. Und dabei habe ich mein Baby noch nicht einmal bei mir zu Hause, so dass es mir meinen Schlaf rauben könnte. Wie schön das wäre!

Pumpen, pumpen, pumpen!

Und dennoch: alle 3-4 Stunden sitze ich, mit zwei Kabeln an einer Milchpumpe angeschlossen – mit den Ellbogen auf die Knie gebeugt und den Kopf zwischen meinen Brüsten hängend. Starre völlig gebannt auf jeden einzelnen Milchtropfen, der mal schnell, mal langsam in die Trichter meiner Medelapumpe läuft. Manchmal schießt es in winzigen Strahlen förmlich heraus, manchmal vergehen Sekunden, ohne jegliche Spur der weißen, nahrhaften Flüssigkeit. Man könnte das fast als meditativ bezeichnen! – 15 Minuten Melkmeditation 😉 alle 3 Stunden. Gar nicht schlecht!

Mit allem drum herum – Gerätschaften zusammenbauen, Brüste massieren (oh wie gerne mein Liebster das doch übernehmen würde… aber das geht beim besten Willen nicht! Die tun mega weh, die Dinger!), abpumpen, Milchfläschchen beschriften, Pumpsets reinigen und sterilisieren, und bloß nicht zu vergessen: das wertvolle Gut auch noch ins Kühlfach bringen (das ist mir doch glatt so einige Male schon passiert! grrrr!) – insgesamt gehen im Durchschnitt 26 Minuten dafür drauf!

Bleiben 2 Stunden und 34 Minuten bis zum nächsten Pumpen! Yeah!

Das lässt einen doch mal wirklich die Prioritäten neu setzen!

Ich habe einfach keine Zeit mehr für Überflüssiges! (Leider auch nicht für überflüssige schöne Dinge! Dazu gehört unter anderem leider auch mein Sexleben… Wie es sich überhaupt anfühlt, Milchkuh und Sexobjekt gleichzeitig zu sein, schreibe ich in meinem nächsten Post)

Leben im Hier und Jetzt

Aber irgendwie hat diese krasse Ausnahmesituation einen wahnsinnig tollen Nebeneffekt: Seit ganzen zwei Monaten lebe ich komplett im Hier und Jetzt.

Klar, denken wir inzwischen ab und zu darüber nach, wie es wird, unser kleines Löwenherz in ein bis zwei Monaten mit nach Hause zu nehmen. Aber es ist dennoch so fern. Somit leben wir jeden Tag ganz intensiv. Und auch wenn ich manchmal gerne planen möchte. Es macht gar keinen Sinn für übermorgen zu planen. Der Kleine bestimmt – und die Schwestern auf der Station natürlich – in seinem Sinne. Jeden Tag aufs Neue.

Aber ich rechne ja eh meist von einem Pumpgang bis zum nächsten.  😉 

Stundenlanges Känguruhen

Meine Lieblingsbeschäftigung zwischen all diesen Pumpgängen ist definitiv kuscheln mit meinem Sohn. Man nennt es Känguruhen und ich habe darüber in meinem letzten Post schon erzählt. 

Ich kuschel jeden Tag, manchmal mehrmals, mit meinem kleinen Wunder. Und dabei scheint die Zeit still zu stehen. Es vergehen Stunden und Sekunden, in denen ich dieses süße Wesen einfach nur anstarre. A propros starren. Ich habe schon ne fiese Nackenstarre, da ich immer zu ihm runter schaue, wenn er bei mir auf der Brust liegt und meinen Hals dabei völlig überstrecke.

In Grund und Boden kuscheln

Aber auch das macht mir in dem Moment absolut nichts aus! Ich genieße jede Sekunde und könnte eine halbe Ewigkeit so mit ihm da liegen. Ach halt, genau das mach ich ja. Die Schwestern machen über uns schon Witze. Denn Leevi wird definitiv von uns in Grund und Boden gekuschelt. Sie tun ganz überrascht, wenn er dann mal ne Stunde in seinem Bettchen liegt. 😉 Aber es ist halt einfach das Beste was wir unserem Kleinen Frühstarter geben können. Und uns selbst natürlich auch <3

Er ist so wunderbar!

Ich sauge jeden Moment als Erinnerung in mich auf. Jede seiner kleinsten Bewegungen, Mimiken und Geräusche. Alles an ihm ist einfach so wunderbar. Selbst sein Knötern wenn er hungrig wird und sich ständig die Magensonde ziehen will, oder die Beatmungsröhrchen aus der Nase zerrt. Sein Schmatzen und das Schnalzen mit der Zunge, immer genau 15 Minuten vor seiner nächsten Mahlzeit. Seine hochgezogene Augenbraue und der darauf folgende Blick aus einem Augenschlitz wenn ich aufhöre ihn am Kopf zu streicheln. Sein kleiner Mund, der sich um meine Brustwarze schließt und genüßlich anfängt zu saugen, wenn auch nur für wenige Sekunden, weil er dann sofort wieder vor Erschöpfung friedlich an der Brust einschläft.

All das ist besser und hält mich mehr im Hier und Jetzt als jede Meditation!

Wir sind so dankbar für alles, genießen jeden Moment und können unser Glück kaum fassen!

Ay love it!

 

Liebsten Dank and die wunderbare Jana, die unseren Alltag auf der Intensivstation so toll eingefangen hat und uns damit richtig glücklich gemacht hat <3

 

3 Comments

  1. Ich wünsche euch weiterhin alles erdenklich Gute für eure gemeinsame Zeit. ?

  2. Oh! Wie schön von euch zu lesen und euch auch zu sehen. Super wie ihr das meistert – mit so viel Liebe ❤️
    Denk dran, ihr seid nicht allein – wenn was ist – ich bin nicht weit weg ??✨
    Knutschaaa an euch und ganz viel Kraft ✨

    Liebe Grüße
    Cathy


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