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“Poetisch und pornographisch”

“Poetisch und pornographisch”

Nächtliche Kreativität statt gemeinsam einschlafen

Es war ungefährt der 6. Abend am Stück, dass ich nach einem romantischen und leidenschaftlichen Abend mal wieder völlig in mein Projekt und meinen Schreibwahn versunken war, als Marko um 22 Uhr ankündigte ins Bett zu müssen. Wieder einmal viel zu früh für mich. Ok, er muss halt zeitig aufstehen und zur Arbeit. Aber ich bin eine totale Nachteule und werde zu der Zeit erst richtig aktiv. Zu so früher Stunde schlafen – einfach undenkbar! Erst recht nicht nach so innigem und ‘mindblowing’ Sex. Denn davon inspiriert erwacht mein innerer Schöpfergeist erst so richtig und entfacht die Kreativität die diesen Schreibwahn in mir auslöst.

Daher gibt es bei uns so etwas wie gemeinsames Einschlafen leider eher selten.

Ich wollte schon wie immer sagen: “Gute Nacht, mein Liebster! Ich schreibe noch ein wenig.”
Doch Marko sagte: “Willst du nicht auch lieber mal wieder lesen?” Stimmt! Ich war in den letzten Wochen so in meine Arbeit vertieft, dass ich gar nicht die Ruhe gehabt hatte zu lesen. Aber da ich tagsüber schon einige Texte aufs Papier gebracht hatte und sowieso schon in einem richtig produktiven Flow war, überlegte ich es mir kurzerhand anders: Die Pause hatte ich mir verdient!

Anaïs Nin – meine Neuentdeckung!

Also schnappte ich mir beinahe wahllos eins der vielen Bücher, die schon so lange darauf warteten, von mir gelesen zu werden. In meine Hände fiel ‘Das Delta der Venus‘* von Anaïs Nin. Auch im Antiquariat schon hab ich es fast wahllos aus dem Regal gezogen, als ich eigentlich auf der Suche nach der ‘Unendlichen Geschichte’ war. Die fand ich dann zwar nicht, dafür aber mein allererstes Buch von Anaïs. Auf dem Titel steht:

Poetisch und pornographisch
sinnlich und sensibel
ein schamlos schönes Buch
-Henry Miller

Das Buch wollte scheinbar unbedingt von mir gelesen werden ;). Wie kommt es eigentlich, dass ich nicht schon viel früher auf Anaïs Nin aufmerksam geworden war? Der Name war mir bekannt, aber eigentlich hätte das doch schon längst MEINE Lektüre sein müssen!

Im Bann der Buchstaben

Ich las die erste Seite des Vorworts – ein Auszug aus ihrem 3. Tagebuch, in dem sie ihren Weg zum erotischen Schreiben an der Seite Henry Millers schildert – und da war es auch schon um mich geschehen!

Von der 1. Zeile an war mir klar, dass ich dieses Buch nicht so einfach wieder aus der Hand legen würde.
Es war einfach unfassbar. Diese unglaubliche Fülle an fantastischen Worten – perfekt aneinander gereiht. So rund und schön. Ich las fasziniert ihre Erzählung und schwelgte in der Poesie ihrer Wörter.

Doch plötzlich schlug mir ein Wort wie eine Faust direkt ins Gesicht: 
Fotze! Waaaas? Wie krass! Auf den ersten Blick störte es mich total. Doch ich las den Satz noch einmal:

Die Unverhülltheit seiner Augen war wie ein Eindringen in ihre fiebernde Fotze.

– und bevor ich mir erlaubte weiterhin negativ darüber zu urteilen, dachte ich: “Moment mal! Das ist gut so… Das meiner Meinung nach schlimmste Wort der deutschen Sprache – es ist völlig ok an dieser Stelle. Vielleicht genau um dieses Gefühl auszulösen. Diesen klitzekleinen Schock, wie ein winziger elektrischer Schlag. Irgendwie ja sogar genial!”

Ich hätte nie im Leben gedacht, dass ich das jemals sagen würde. Nicht über das Wort ‘Fotze’ – Niemals!

Aber es ist ihr wunderschöner Schreibstil, ihre Ausdrücke und Gedanken, die mich komplett mitgerissen haben. Manche Sätze las ich gleich 2-3 Mal. Und ich merkte schnell was der Grund meiner inneren Euphorie ist:
Ich finde mich ich in ihr wieder. In ihren Gedanken über sich selbst, in der Beschreibung ihrer Protagonistin und sie zieht mich in ihren Bann. Mit der Wortwahl ihrer Schilderungen, und der unglaublichen Schönheit ihrer Sprache.

10 Post-its auf 30 Seiten

Ich könnte noch stundenlang weiter so aus dem Buch zitieren und darüber schwärmen. Über meine Neuentdeckung Anaïs Nin – meine neueste Lieblingsautorin. (Dabei bin ich gerade einmal auf Seite 30 angekommen, und dennoch ist mir das klar. Denn allein auf diesen ersten Seiten habe ich schon 10 Post-its eingeklebt, weil ich so inspiriert bin. Das ist übrigens eins meiner wichtigsten Tools. Keine App, kein Programm. Nein, das gute alte Post-it – meine heimliche Leidenschaft!)

Jetzt weiß ich auch, welches Buch ich meiner lieben Blogger-Kollegin Aksana von Weiblich & Intim als mein Lieblingsbuch nennen werde. Gerade erst vor ein paar Tagen hat sie mich gebeten ihr mein liebstes Sexbuch und Sextoy für einen Beitrag zu nennen.
Was für ein “Zufall”!
Ay love it!

 

Ein Zitat möchte ich aber unbedingt noch mit euch teilen:

In der Eintönigkeit kann Sexualität nicht gedeihen, nicht ohne Gefühl, Einfälle, Launen, Überraschungen im Bett. Das Sexuelle Geschehen muss sich mit Tränen mischen, mit Gelächter, mit Worten, Versprechungen, Szenen, Eifersucht, Neid, allen Gewürzen der Angst, der Reisen in ferne Länder, der neuen Gesichter, der Romane, Geschichten, Träume, Phantasiegebilde, der Musik, des Tanzes, des Opiums, des Weins.

 

Photo: dolgachov / 123RF Lizenzfreie Bilder

*Dies ist ein Affiliate-Link des Anbieters Amazon. Wenn du über diesen Link z. B. ein Buch kaufst, erhalte ich eine kleine Provision, für dich bleibt der Preis natürlich der Selbe.

2 Comments

  1. Das klingt ECHT gut! Ich bin selber total überrascht und erstaunt, dass es jemand geschafft hat einen so schönen und anspruchsvollen Satz mit dem (häßlichen) Wort Fotze zu bilden. Das Zitat was du am Ende noch einbringst ist der Hammer! Aber vielleicht solltest du nochmal drüber gucken…. sind ein paar Rechtschreibfehler wie Eifersucht ohne t und Geürzen der Angst (??) drinne. LG Scarlet

    • Liebe Scarlet, vielen Dank für deine Anmerkung 😉 Da merkt man, dass ich das Zitat ganz zum Schluss noch schnell einfügen wollte, dann aber bemerkte: Huch, ich bin spät dran für einen Termin” 😀
      Liebe Grüße, Kristin


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